DUZ Spotlight, erschienen in: DUZ 08.2023

GUTE PRAXIS NATIONAL

DUZ Spotlight – Gute Praxis national entsteht in Kooperation mit dem CHE Gemeinnütziges Centrum für Hochschulentwicklung in Gütersloh.

26 Seiten

EDITORIAL

ZWISCHEN KONKURRENZ UND KOOPERATION
Warum Hochschulen und Betriebe bei der Studien- und Berufsorientierung stärker zusammenarbeiten sollten

Im Zuge des sich verschärfenden Fachkräftemangels konkurrieren Hochschulen und Ausbildungsbetriebe zunehmend um Schulabgänger*innen. Eine Kampagne des Handwerks zeigte sich im vergangenen Jahr angriffslustig gegen die Studierneigung vieler junger Menschen und titelte provokant: „Was gegen Handwerk spricht? Meine Akademikereltern.“ Während über viele Jahre die Zahl der Studienanfänger*innen kontinuierlich gestiegen und die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge gesunken ist, sorgt jedoch die demografische Entwicklung inzwischen dafür, dass auch die Zahl der Studienanfänger*innen wieder sinkt und junge Menschen insgesamt zu einem „knappen Gut“ auf dem Ausbildungsmarkt werden. So könnte sich der Konkurrenzkampf um die jungen Köpfe sogar noch verschärfen. Gleichzeitig gibt es viele Abiturient*innen, die sich bei der Entscheidung für oder gegen ein Studium beziehungsweise für oder gegen eine Berufsausbildung schwertun und nicht auf Anhieb auf dem für sie passenden Weg landen. Sie brechen unter Umständen ihr begonnenes Studium ab und stehen erneut vor der Wahl. Je größer die Gruppe derer wird, die eine Hochschulzugangsberechtigung erwerben, desto mehr Personen stehen vor der Wahl, ob ein Studium oder eine Berufsausbildung begonnen werden sollte.

Dieses Spotlight nimmt diejenigen genauer in den Blick, die sich zunächst für ein Hochschulstudium entscheiden, dann aber doch merken, dass ein Studium nicht zu ihnen passt. Sowohl die Hochschulen als auch die Anbieter beruflicher Bildung tragen Verantwortung für die Fachkräftesicherung des Wirtschaftsstandortes Deutschland. Letztlich sollte die Frage, ob eine Ausbildung begonnen oder ein Studium aufgenommen wird, keine Prestigefrage und im besten Fall auch keine Frage der Vergütung sein, sondern zunächst eine Frage der individuellen Passung. Und diese scheint in vielen Fällen nicht gegeben zu sein: Ein Viertel der Studienanfänger*innen bricht das Studium ab, viele Ausbildungsplätze bleiben hingegen unbesetzt. Welche Ansätze zur Beratung von Studienzweifler*innen gibt es, die auch mögliche Alternativen zum Studium einbeziehen? Gibt es Programme, die Studienabbrecher*innen systematisch dabei unterstützen, in eine Berufsausbildung überzugehen? Wie können Hochschulen und Betriebe besser zusammenarbeiten, um junge Menschen auch nach der Schule weiterhin bei ihrer beruflichen Orientierung zu unterstützen und gemeinsam Verantwortung für ihren Bildungsweg zu übernehmen, ohne dabei in einen ruinösen Wettbewerb um Köpfe zu geraten?

Dieser Beitrag stellt Initiativen, die es vereinzelt in Deutschland schon gibt, in den größeren Kontext des Fachkräftemangels und plädiert in Form von Empfehlungen für mehr gemeinsames Handeln und für einen verantwortungsvollen Umgang der Anbieter tertiärer Bildung mit den Fachkräften von morgen und ihren individuellen Bedürfnissen.

Bianca Brinkmann – Caroline Friedhoff – Cort-Denis Hachmeister

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